Niederlande: Was ist das Erfolgsrezept im Handel? Lokale Produktionsstrategie wirkt nur begrenzt

Zunehmender Protektionismus in China und den USA, Brexit, schrumpfender Welthandel: Trotz aller Wolken am Himmel bleibt die niederländische Wirtschaft überraschend dynamisch.

 

2018 waren die Niederlande der sechstgrößte Warenexporteur der Welt. Der Außenhandel (Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen) betrug 161 Prozent des BIP. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 50 Prozent. Aber das weltwirtschaftliche Umfeld ist ungünstiger geworden. Für 2019 erwartet Coface einen Rückgang des Welthandels um 0,8 Prozent. In diesem globalen Handelsumfeld scheinen sich die niederländischen Exporte mit im Vergleich zu anderen Ländern relativ hohen Wachstumsraten im Jahresvergleich weiter gut zu entwickeln. Dies ist zum Teil auf die anhaltend hohen Ölpreise zurückzuführen, da Rohöl und Gas einen erheblichen Anteil der Exporte ausmachen, aber auch auf die Tatsache, dass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der niederländischen Wirtschaft in den letzten Jahren erhöht hat. Die Arbeitskosten sanken 2014 deutlich und sind seitdem stabil geblieben.

 

Der Rotterdam-Effekt


Aufgrund der günstigen geografischen Lage und der wettbewerbsfähigen Infrastruktur werden viele Waren über die Niederlande transportiert. Mit den Seehäfen Rotterdam, Amsterdam, Moerdijk, Terneuzen und mehreren internationalen Flughäfen sind die Niederlande besonders gut ausgestattet und bilden eine wichtige Logistikplattform im Herzen Europas. Der "Re-Export" dieser Waren ist ein integraler Bestandteil der niederländischen Handelsbilanz. Auch wenn die Wertschöpfung dieser Exporte sehr gering ist, hat ihr Volumen einen großen Einfluss auf die Handelsstatistik: der so genannte "Rotterdam-Effekt". Im Jahr 2016 erreichten die Gesamtexporte 432,5 Mrd. Euro, von denen 189,1 Mrd. Euro (rund 44 Prozent) aus Wiederausfuhren stammten. Das bedeutet, dass die Niederlande im Jahr 2016 zwar einen Handelsüberschuss von 52,1 Mrd. Euro verzeichneten, der ohne Re-Exporte und Importe jedoch 20 Mrd. Euro niedriger ausgefallen wäre.

 

Neue und alte Hindernisse

Die neue US-Handelspolitik zeigt bereits ihre Wirkung, die niederländischen Exporte in die Vereinigten Staaten haben sich seit Dezember 2018 verlangsamt. Mögliche US-Zölle auf europäische Autos stellen auch eine unmittelbare Bedrohung dar. Aber die Gefahr durch US-Zölle ist nichts im Vergleich zu den möglichen Auswirkungen eines ungeregelten Brexits. Laut CBS und OECD erwirtschafteten niederländische Unternehmen 2018 einen Gewinn von 25,5 Milliarden Euro bei der Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen nach Großbritannien. Das sind 3,3 Prozent des niederländischen BIP, womit Großbritannien nach Deutschland der zweitgrößte Handelspartner in Bezug auf die Wertschöpfung ist. Und obwohl sich Großbritannien noch nicht aus der EU zurückgezogen hat, sind die Auswirkungen des Brexit bereits deutlich sichtbar, da der Wertverlust des Pfunds die niederländischen Produkte für die Briten verteuert und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.

 

Wie geht es weiter mit der niederländischen Dynamik?

Eine Verlangsamung des Welthandels wird sich nicht unbedingt sofort auf die niederländischen Exportdaten auswirken, die durch den Rotterdam-Effekt, aber auch durch die zunehmende Unabhängigkeit von Produktion und Handel in Europa gestützt werden. Der private Konsum und die Investitionen sind heute die Haupttreiber des Handels, so dass selbst bei einem schwachen Welthandel die niederländische Wirtschaft wachsen kann. Trotz dieses schwierigen globalen Geschäftsumfelds geht Coface daher weiterhin davon aus, dass die niederländische Wirtschaft 2019 und 2020 um 1,7 bzw. 1,5 Prozent wachsen wird, was den durchschnittlichen Wachstumsraten der letzten zehn Jahre entspricht.

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Autor

Katharina Klutz, MA

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