"Ruhe vor dem Sturm“ – Insolvenzen in Europa aufgehoben oder aufgeschoben?

„In der Regel steigen die Insolvenzen, wenn die Wirtschaftsaktivität schrumpft. 2020 ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen trotz der Coronakrise in den vier größten Volkswirtschaften des Euro-Raums, wie auch in Österreich, aber dennoch zurück“, sagt Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich. Verglichen mit 2019 verzeichnete Frankreich einen Rückgang von 38 Prozent, Italien von 32 Prozent, Deutschland und Spanien von jeweils 15 Prozent. „Grund für dieses Paradoxon sind die massiven staatlichen Unterstützungen, die als Reaktion der Regierungen auf die Krise und als überbrückende Hilfestellung für die Unternehmen ausgearbeitet wurden. Die Frage, die sich nun aufdrängt: Ist dies eine "Ruhe vor dem Sturm", müssen wir mit einer Insolvenzwelle rechnen oder gilt, „aufgehoben statt aufgeschoben“?“, so Koch.

Zur Beantwortung dieser Frage hat Coface ein Modell berechnet, das die Veränderung der Solvenz von Unternehmen in insgesamt sechs Branchen betrachtet, die für ca. 80 Prozent aller Insolvenzen in einem Euro-Raum-Land stehen. Berücksichtigt wurden unter anderem die Zahlen zum Unternehmensumsatz in den jeweiligen Branchen sowie die Nutzung von Kurzarbeit, Kreditgarantien und im Falle von Frankreich des Solidaritäts-Fonds.

„Erheblicher Anstieg der Insolvenzen steht im Raum“

Die simulierte Insolvenzschätzung ergibt für Deutschland 2020 einen Anstieg der Insolvenzen um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Tatsächlich fiel die Zahl der Insolvenzen um 15 Prozent. „Diese Differenz beschreibt Coface als „versteckte Insolvenzen““, erläutert Koch. Im Fall von Deutschland wären dies 21 Prozent gemessen an der Anzahl 2019 und somit rund 3.950 ausgebliebene Insolvenzen. Für Frankreich ermittelt das Modell 22.500 „versteckte Insolvenzen“, für Italien sind es 4.100 und für Spanien 1.600. Gemäß dem Modell sind dies Insolvenzen, die weder durch Kurzarbeit noch durch Kreditgarantien verhindert werden konnten und damit eher verschoben als aufgehoben wurden, zum Beispiel durch die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.

Tatsächliches Ausmaß an Insolvenzen wird erst sichtbar

„In Europa gibt es eine hohe Anzahl von unrentablen Unternehmen. Erst wenn die staatlichen Hilfsprogramme auslaufen und die Unternehmen ihre Finanzberichte veröffentlichen, werden die tatsächlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise sichtbar“, erklärt Koch. „Diese Stunde der Wahrheit wird allerdings nicht umgehend erfolgen, da viele der staatlichen Stützmaßnahmen 2021 weitergeführt werden“, so die Coface-Managerin abschließend.

 

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Autor

Carina Reile

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