Coface: Zahlungsmoral in China sinkt

Die Zahlungsmoral ist in China im Jahr 2019 gesunken. Das zeigt eine aktuelle Coface-Umfrage. 66 Prozent der befragten Unternehmen berichteten über Zahlungsverzögerungen. Die Dauer des Zahlungsverzugs blieb im Jahr 2019 mit 86 Tagen stabil. Dennoch werden vor allem jene Sektoren, die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind, Zahlungen hinauszögern müssen, um im Jahr 2020 überleben zu können. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte damit ansteigen.

Die chinesischen Unternehmen stellen sich auf ein hartes Jahr ein, da sich die Cashflow-Risiken für einige Sektoren mehren“, betont Declan Daly, Regional CEO der Coface für Zentral- und Osteuropa. Das Wachstum in China wird auf 1,0 Prozent fallen. Das ist der niedrigste Stand seit 30 Jahren. Angesichts der historischen Korrelation zwischen wirtschaftlicher Aktivität und Zahlungsverzögerungen wird im Jahr 2020 eine weitere Verschlechterung der Zahlungsmoral erwartet.

Die durchschnittlichen Zahlungsfristen mit 86 Tagen sind im Jahr 2019 stabil. Der Anteil der Befragten, die durchschnittliche Kreditlaufzeiten von mehr als 120 Tagen verzeichneten, hat sich innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt. 2017 waren es 12 Prozent und 2019 23 Prozent. In der Praxis boten 50 Prozent der Befragten maximale Zahlungsfristen von mehr als 120 Tagen an.

Im Laufe des Jahres 2019 stiegen die Zahlungsverzögerungen in China. Der Anteil der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen von mehr als 120 Tagen erreichte 37 Prozent. Das sind 6 Punkte mehr als im Jahr 2018. Bedrohlicher ist allerdings, dass mehr als ein Viertel der Unternehmen (27 Prozent) ultralange Zahlungsverzögerungen von über 180 Tagen hatten, die mehr als 10 Prozent ihres Jahresumsatzes ausmachten. „Wenn diese Summe einen wesentlichen Teil des gesamten Jahresumsatzes betrifft, kann der Cashflow gefährdet sein, was im Falle exogener Schocks wie COVID-19 beunruhigend ist“, erklärt Declan Daly.

Höchstes Ausfallrisiko: Bau, Transport, Energie, Automobil und IKT 

Es wird mit einem Anstieg der Ausfälle bei Unternehmensanleihen und Insolvenzen in jenen Sektoren gerechnet, in denen sich die Cashflow-Risiken im Jahr 2019 erhöht haben. Die Sektoren mit dem höchsten Anteil von extrem langen Überziehungen sind das Baugewerbe (30 Prozent), Transport (30 Prozent), Energie (29 Prozent) und die Automobilindustrie (28 Prozent). Infolge des Handelskonfliktes zwischen den USA und China verzeichnete der IKT-Sektor die höchste Zunahme der Zahlungsverzögerungen (plus 12 Tage) auf 102 Tage. „Während alle Sektoren diesen Risiken ausgesetzt sind, haben Branchen, die aus einer Position der Stärke und mit ausreichendem Cashflow in die Krise eingetreten sind, bessere Chancen sie zu überstehen als jene mit angeschlagener Liquidität“, erläutert Daly.

Tatsächlich könnten Unternehmen schon jetzt im Vergleich zum letzten Jahr in einer schwächeren Position sein, um den Auswirkungen des COVID-19-Schocks zu widerstehen. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie 2019 keine Form von Kreditmanagement-Tools zur Minderung von Cashflow-Risiken eingesetzt haben. Nur 17 Prozent der Befragten nutzten eine Kreditversicherung.

Die Coface-Zahlungsstudie 2020 in China untersuchte das Zahlungsverhalten von über 1000 Unternehmen in China Ende 2019. Die Daten wurden im vierten Quartal zusammengestellt, was bedeutet, dass die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die chinesische Wirtschaft in den Zahlen nicht berücksichtigt sind.

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Autor

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